Nach seiner letzten Ausstellung, ULTIMA VERBA in der Galerie Kai Dikhas im Jahr 2015 zerstörte der französische Künstler und Manouche Gérard Gartner in einer Performance unter selben Namen sein gesamtes künstlerisches Werk. In seinen Augen soll eine jede Generation ihre eigene Kunst schaffen und ihre Welt selbst formen. Die Filmacher*innen Eric Premel und Marine Blanken folgen dem Künstler während seiner Ausstellung in Berlin und vor allem in seiner französischen Heimat und dokumentieren in einem beeindruckenden Dokumentarfilm die Zerstörung, Gérards Kunst und Philosophie.
„Für alles gibt es eine Zeit. Einen zum Geborenwerden und einen zum Sterben. Einen zum Pflanzen, einen zum Entwurzeln. Eine Zeit zum Bauen und eine Zeit zum Abreißen. Pulver und alles kehrt zu Pulver zurück. Besser das Ende einer Sache als …“ es beginnt…“
Gérard Gartner, 88, Bildhauer, hat eine Fackel im Kopf. Als Gouailleur und Philosoph organisiert er den endgültigen Rückzug dessen, was ihn aufgebaut hat, um das Material freizugeben. Ein Film über die Romakultur, Boxen, Loyalität, Giacometti und Mülldeponien, Übermenschliches und Anarchie; ein Film, der vom Tod und vor allem vom Leben erzählt.
Neben der Filmpremiere eröffnen wir unsere neue Ausstellung ULTIMA VERBA mit dem Kunstwerk, welches Gérard Gartner 2015 der Sammlung Kai Dikhas stiftete und mit dokumentarischen Fotografien der französischen Fotografin Jeannette Gregori, die Neuerwerbungen der Stiftung für die Sammlung sind. In ihrer Serie zu Gérard Gartner fotografierte sie den Künstler, und vor allem seine Performance Ultima Verba in Douarnenez.
Gérard Gartner, auch genannt Mutsa (Romanes für Katze) wurde 1935 in Paris geboren. In seinem wechselvollen Leben war er erfolgreicher Boxer, Polit-Aktivist und unter anderem Leibwächter des französischen Kulturministers André Malraux. Gartner ist Schriftsteller, Anarchist, Kurator und Künstler. Er war Wegbegleiter des wichtigsten Autors der französischen Manouche, Mateo Maximoff , der ihm seine persönlichen Aufzeichnungen anvertraute, wodurch er zu seinem Biografen wurde. Gartner ist Mitbegründer der Initiative Tzigane, einer wichtigen Selbstorganisation der französischen Manouche. Ausgehend von seiner Begegnung mit Alberto Giacometti wurde Gérard Gartner zum Künstler. Zwischen 1985 und 2015 schuf er ein umfangreiches Oeuvre aus kraftvollen wie filigranen abstrakten Skulpturen, die er aus geschmolzenen Kunststoff-Industrie Abfällen schuf. Die Werke sind mit D.I.R. (Déchets Industriels Recyclés) also als recycelte Industrieabfälle bezeichnet und nummeriert. 1985 kuratierte er gemeinsam mit der Dichterin Sandra Jayat die „1. Weltausstellung der Roma Kunst“ in der Pariser Conciergerie, ausgerichtet von der Initiative Tzigane, deren Präsident er zu dieser Zeit war. Gartner kann somit als ein Pionier der zeitgenössischen Kunst der Sinti und Roma bezeichnet werden. Seine Werke wurden weltweit ausgestellt bis Gartner nach der Ausstellung Ultima Verba in der Galerie Kai Dikhas sein Gesamtwerk am 50. Todestages seines Freundes Alberto Giacometti, am 16. Januar 2016 zerstörte und das Material als Granulat dem Kunststoff-Recycling zuführte.
Jeannette Gregori wurde 1967 geboren und lebt in Straßburg. Sie studierte Fotografie an der Universität der Schönen Künste in Indiana, USA, und an der Ecole des Arts Décoratifs de Strasbourg (heute HEAR). Zufall und Neugier führten sie im Sommer 2009 zu einer Gemeinschaft von Manouches, die sich entlang einer Landstraße im Elsass niedergelassen hatten. Seitdem hat ihre fotografische Arbeit nicht aufgehört, anhand von Lebensszenen die Würde dieser Familien darzustellen und ihre Menschlichkeit gegen Vorurteile zu verteidigen. Die Fotografin stellte bereits mehrere Male in der damaligen Galerie Kai Dikhas aus. Einige ihrer Fotografien sind in der Edition Kai Dikhas erschienen. Gregori ist eine langjährige Freundin von Gérard Gartner.
Gezeigt wird der Film: Ultima Verba Dokumentarfilm Regie: Éric Premel und Marine Blanken Skript: Éric Premel und Marine Blanken Produktion: Les 48° Rugissants Productions
Frankreich 2017, 64min, Farbe In Französisch Sprache mit Englischen Untertiteln
Eröffnung: 25.Januar 2024 -19:00 Uhr
Laufzeit: 26. Januar – 4. April
Eintritt: frei
Öffnungszeiten: Do – Sa: 16 bis 19 Uhr u.n.V.
Ort: Stiftung Kai Dikhas und Kunstraum Dikhas Dur, Prinzenstr. 84.2, 10969 Berlin