Robert Czibi . Luna De Rosa . Brunn Morais . Mersud Selman . David Weiss
Mit YOUNG ROMANI ARTISTS YRA 22 präsentiert die Stiftung Kai Dikhas junge Künstler*innen der Minderheit aus ganz Europa und darüber hinaus, die in unterschiedlichen Medien arbeiten. Sie zeigen die Vielfalt und Qualität der zeitgenössischen Kunst der Sinti und Roma. Sie zeigen eine Kunst, die am internationalen Diskurs teilhat und nur zuweilen einen direkten Bezug zu Traditionen der Minderheit herstellt. Eine Kunst, die ihre Freiheit nutzt, und die uns dabei zum Erhalt eben dieser Freiheit aufruft.
YOUNG ROMANI ARTISTS YRA 22 präsentiert die Werke von fünf internationalen Künstler*innen, die sich aus ihrer eigenen Perspektive mit dem derzeit viel diskutierten Thema der Identität auseinandersetzen. Wieviel an uns ist Zuschreibung, eigene Selbstentdeckung oder das sich selbst Erschaffen in einer eigenen künstlerischen Welt? Die Künstler*innen konfrontieren die Betrachter auf sinnliche und intelligente Weisen mit den aktuellen Fragen der Identitätspolitik. Zwischen den Reflexionen der vom brasilianischen Künstler Brunn Morais mit Vorliebe verwandten Spiegeln, Textzitaten, interaktiven Installationen und performativen Selbstinszenierungen, den teils schmerz- teils liebevollen Öl-Portraits der Serie „Don’t spit in my Face“ des Berliner bosnischen Malers Mersud Selman und den farbenfrohen Bezügen des in London ansässigen ungarischen Künstlers Robert Czibi auf die Roma-Geschichte in seinen Aquarellen und Transferprints, zeigt die Italienerin Luna de Rosa Werke, die die Beziehung zum Ausdruck bringen, die den Körper mit dem sozialen Kontext verbindet, der ihn beherrscht und im Wesentlichen definiert. Der Deutsche Sinto David Weiss zeigt sein charmantes Statement „Ich bin ein Wilder“ eines in einem Farbholzschnitt verewigten Tigers, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob dieser Tiger wohl beißen oder doch nur schmusen will. So entwerfen die jungen Künstler*innen ein schillerndes Panoptikum aus Identitäten, die in ihrer Vielfalt mit Zuversicht auf die Zukunft blicken lassen. Die unverblümte Kritik an den kaum zu ertragenden Zuständen einer Gesellschaft, die Roma und Sinti noch heute ausgrenzt und sie zu Opfern von Gewalt und sozialer Stigmatisierung macht, wird zu einem künstlerischen Aufbruch, Kunst zu einer selbstermächtigenden Waffe im Widerstand gegen Antiziganismus.
Nicht ohne Ironie greift der Ausstellungstitel die möglicherweise erfolgreichste Marketing-Maßnahme einer Galerie für eine Künstler*innengruppe auf: die YOUNG BRITISH ARTISTS YBA der Londoner Saatchi Galerie mit u.a. Damien Hirst und Tracey Emin. Wir als Betrachter nehmen Anteil an einer künstlerischen Revolution, einer Selbstermächtigung der Kunst, die sich im Glauben an eine bessere Zukunft über Jahrhunderte von Ausgrenzung und Verfolgung erhebt. Nicht nur deshalb haben diese jungen Künstler*Innen dieselbe Aufmerksamkeit und den entsprechenden Erfolg wie ihre britischen Kolleg*innen in den späten neunziger Jahren verdient.